Meditation

Definition
„Meditation“ lässt sich von dem lateinischen Wort meditatio ableiten und heißt u.a. religiöse Versenkung. Die Meditation ist  für die meisten östlichen Religionen ebenso grundlegend wie das Gebet für das Christentum, den Islam und das Judentum. Während im Gebet in der Regel Zwiesprache mit Gott gehalten wird, kann sich die Meditation auch nur auf das Versenken in einen besonderen Bewusstseinszustand beschränken. Doch auch die Meditation kann dem Ziel dienen, Kontakt mit der spirituellen Dimension der Existenz zu erlangen.


Ursprung
Die Tradition der Meditation lässt sich in Indien am weitesten zurückverfolgen. In China entwickelte sich daraus die Chan- und in Japan die Zen-Meditation. Östliche Formen der Meditation erreichten im 19. und vor allem im 20. Jahrhundert auf verschiedenen Wegen die westliche Welt. Viele Menschen lernten die Meditation durch den Buddhismus und durch Yoga, aber auch durch bestimmte neue religiöse Bewegungen, etwa die Transzendentale Meditation des Maharishi Mahesh Yogi kennen.
Heutzutage wird die Meditation häufig auch als nichtreligiöse Methode zur Entspannung und zum Abbau von Stress eingesetzt.
Absicht und Ziel einer Meditation ist es in der Regel, den ständigen Fluss von Gedanken zu unterbrechen und sich ”in Stille” zu üben.


Methode
Zu den bekanntesten Verfahren zählt das buddhistische Za-Zen im Lotussitz: Der Meditierende sitzt mit überkreuzten Beinen auf einem Kissen, seine Hände ruhen ineinander gelegt im Schoß, wobei die Daumen einander berühren. Die Augen sind leicht geöffnet und auf einen Punkt auf den Boden gerichtet. Der Atem geht leicht und langsam. Aufsteigende Gedanken werden registriert, aber nicht weiter verfolgt.
Von großer Bedeutung ist die regelmäßige und tägliche Übung.
Ob im Schneider-, Lotus- oder Fersensitz, auf einem Stuhl oder Meditationsbänkchen: das wichtigste ist die aufrechte Haltung, damit der Atem gleichmäßig fließen kann. Vor allem die Ausatmung sollte lang und tief sein. Meditation erfordert Geduld und Disziplin.
Untersuchungen haben ergeben, dass sich bei der Meditation im Gehirn die Alpha-Wellen, die normalerweise nur im Wachzustand auftreten, verstärken und gleichzeitig auch langsamere Theta- und Delta-Wellen auftauchen, die sonst nur im Tiefschlaf vorkommen. Der gesamte Stoffwechsel schaltet einen Gang zurück. Der elektrische Hautwiderstand, der bei Angst und Stress zurückgeht, steigt an.


Beurteilung
Zeit-Zeichen unserer heutigen Lebensart sind Hetze und Fremdbestimmtheit und Identitätsfindungsprobleme. Der Tempowahn wird zur tickenden Zeitbombe. Soziologen, Psychologen und Philosophen warnen zunehmend vor den Folgen des Tempowahns. Das Guinessbuch der Rekorde ist ein Bestseller, weil wir glauben, dass jemand besser ist, wenn er schneller ist.

Erst „Burn-Out-Syndrome“ (Erschöpfungszustände) sind für viele Menschen der Hinweis, dass Entspannung und „Entschleunigung“ – so heißt das neue Schlagwort – sinnvolle Rituale sind, um neue Kraft zu schöpfen, um sich wieder zu finden und zu spüren. Besinnung und neuerdings Ent-schleunigung statt Beschleunigung heisst die Lösung.
Eine wirkungsvolle Methode kann die Meditation sein. Sich „in sich selbst versenken“. Nichts tun, nichts denken, Entspannung als Selbstzweck.

Bei „der besinnlichen Betrachtung“ schaltet sich das Bewusstsein aus und das Unbewusste wird spürbar. In vielen Religionen dient Meditation zur Erleuchtung und Erlösung.
Auch in wissenschaftlich begründeten ideologiefreien Therapieformen wird Meditation pragmatisch und erfolgreich zu Entspannung und innerer Zentrierung eingesetzt. Als methodische Entspannungsübung hat Meditation – z. B. in der Form des Autogenen Trainings – Eingang in die Psychotherapie gefunden. Aber nicht jede Methode ist für jeden Menschen gleichermaßen geeignet. Nach einem Kurs eignet sich die Meditation gut zur Selbsthilfe, ist allerdings kein Schnellverfahren.

Eine Sonderform, die „Transzendentale Meditation“, steht wegen ihrer Einbettung in die Sekten-Organisation des Maharishi Mahesh, in der Kritik. Die von ihren Vertretern behaupteten vielfachen Wirkungen konnten in unabhängigen Untersuchungen und Meta-Analysen von Studienergebnissen nicht bestätigt werden. Positive Effekte ließen sich allenfalls in Studien nachweisen, die mit vorbereiteten und positiv voreingenommenen Testpersonen durchgeführt wurden, so das Ergebnis einer Untersuchung von Prof. Edzard Ernst von der Universität Exeter.

Meditation kann psychosomatische Beschwerden (z.B. nervöse Magen- und Herzbeschwerden), depressive Verstimmungen, Schlaflosigkeit und Bluthochdruck positiv beeinflussen. Meditation ist allerdings kein Ersatz für Psychotherapie.
Risiken bestehen für Personen, die besonders ängstlich sind und zu grüblerischen Angstgedanken neigen. Bei ihnen können sich durch die Meditation die Angstgefühle noch verstärken („entspannungsinduzierte Angst“).

Neuere Studien deuten darauf hin, dass rund 25 Prozent der Personen, die regelmäßig meditieren, über unerwünschte Erlebnisse (Angst, Sorgen, verzerrte Gedanken und Gefühle) berichten. Dabei scheinen solche unangenehmen Erfahrungen eher bei so genannten dekonstruktiven Meditationstechniken (z.B. Vipassana, Mahamudra, Dzogchen, Koan) aufzutreten als bei konstruktiven (z.B. Metta, Karuna).


Literatur
Dieter Vaitl und Franz Petermann, Handbuch der Entspannungsverfahren (Band 1), Psychologie Verlags Union (1993)
Helmut Brenner, Meditiation. Die wichtigsten Methoden, Ziele und Übungen, Humboldt Verlag (1998)
Almuth Huth und Werner Huth, Praxis der Meditation, Kösel Verlag (2000)
Gerald Pohler, Grundwissen Meditation. Ursprünge – Formen – Praktische Übungen, Gütersl. VH.(2001)
Victor N. Davich, Meditation, Mosaik Verlag (1999)
Paul Wilson, Zur Ruhe kommen. Einfache Wege zur Meditation, Rowohlt Verlag (1998)
Marco Schlosser et al., Unpleasant meditation-related experiences in regular meditators: Prevalence, predictors, and conceptual considerations, PLOS one (2019)

Quelle: „Meditation“,  
https://www.wellnessverband.de, 19.05.2020